Das Wörterbuch
Die bisher einzige umfassende Darstellung des altokzitanischen Wortschatzes stammt aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts: von 1836 bis 1845 erschien das sechsbändige Lexique roman des französischen Philologen und Schriftstellers François Raynouard. Dieses Werk wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts (1894–1924) durch das achtbändige Provenzalische Supplement-Wörterbuch des deutschen Romanisten Emil Levy ergänzt, dem er 1909 sein Petit dictionnaire provençal-français hinzufügte, ein als «Kleiner Levy» bekanntes handliches Kompendium. Ein Wörterbuch des Altokzitanischen, das modernen Ansprüchen genügt und dem Wissensfortschritt der letzten hundert Jahre Rechnung trägt, war also überfällig.
Materialgrundlage und Redaktion des DOM
Altokzitanische Texte sind uns in mittelalterlichen Handschriften überliefert. Die meisten literarischen Texte, aber auch Teile der nichtliterarischen Überlieferung sind in modernen Editionen einem weiteren Leserkreis verfügbar gemacht. Diese Editionen enthalten häufig ein Glossar, das den Wortschatz des publizierten Textes erschließt.
Verzettelte Editionsglossare bilden zusammen mit Exzerpten ausgewählter Primärtexte und Studien zu Etymologie und Semantik des altokzitanischen Wortschatzes – in Form von etwa einer halben Million Karteikarten – die erste, auch im digitalen Zeitalter noch unverzichtbare Materialgrundlage des Dictionnaire de l'occitan médiéval. Aus digitalen Textkorpora gewonnene Wortbelege ergänzen das Ausgangsmaterial für die Redaktionsarbeiten am DOM.
Gerade in der Lexikografie bieten die elektronischen Medien zusätzliche, flexible Formen der Erfassung, Weiterverarbeitung und Präsentation des Materials. Da die Artikel des DOM seit Beginn der Redaktion Anfang der 90er Jahre in einem laufend angepassten lexikografischen Datenbanksystem erfasst wurden, war die spätere Umstellung der Printpublikation auf die aktuelle Webpublikation problemlos möglich.
Als romanistisches Grundlagenwerk ist das DOM auf Französisch abgefasst. Die digitale Version des Dictionnaire de l'occitan médiéval, das DOM en ligne erscheint unter Open-Access-Bedingungen.